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Open/Closed, Management von Informationssphären und IT-Plattformen

Forschungsschwerpunkt

Das Seminar für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement entwickelt mit dem „Open Resource-Based View (ORBV)“ eine theoretische Grundlage für den Infosphären-orientierten Ansatz respektive für das Informationsmanagement 2.0. Diese Theorie stellt eine grundsätzliche Erweiterung bisheriger Ressourcen-basierter Ansätze dar.


Informationsmanagement 2.0

Für Unternehmen wird es immer wichtiger, externe Informationsressourcen für ihre Wertschöpfung zu nutzen. Social Media und neuere Wertschöpfungskonzepte wie Open Innovation, Mass Customization, Crowdsourcing und Commons-based Peer Production sind Promotoren dieser Entwicklung. Dabei entstehen außerhalb des Unternehmens neue Wertschöpfungspotenziale. Diese Potenziale machen sich Unternehmen durch eine Öffnung ihrer Informationssysteme und Wertschöpfungsprozesse zu eigen. Das Handlungsfeld des Informationsmanagements wird damit über die Grenzen der Unternehmung hinaus erweitert und berücksichtigt unternehmensübergreifende Informationssphären. Dies erfordert einen Wandel hin zu einem modernen Informationsmanagement – einem „Informationsmanagement 2.0“.


Infosphären-orientierter Ansatz

In den vergangenen Jahrzehnten haben Wissenschaftler unterschiedliche Modelle entwickelt, um die Entstehung von Werten in Unternehmen zu erklären. Zu diesen großen Denkschulen der Betriebswirtschaftslehre gehören zum Beispiel der produktivitätsorientierte Ansatz von Erich Gutenberg, der entscheidungsorientierte von Edmund Heinen und der systemorientierte von Hans Ulrich. Unserer Ansicht nach lässt sich mit dem von uns konzeptualisierten „Infosphären-orientierten Ansatz“ ein weiterer hinzuzufügen. Um zu erklären, wie moderne überbetriebliche Wertschöpfung entstehen kann, nutzen wir das Modell einer Infosphäre. Sie enthält alle Informationsquellen, die direkt oder indirekt zur Wertschöpfung beitragen – sowohl innerhalb als auch außerhalb eines Unternehmens – so zum Beispiel Lieferanten, Kunden, Wettbewerber und Forschungseinrichtungen. So wie die Atmosphäre das Leben auf der Erde ermöglicht, können Unternehmen ohne Informationen nicht existieren. In einer Infosphäre kann Wertschöpfung entstehen, wenn Unternehmen Dritte dazu bringen, mit den vorhandenen Informationen zu arbeiten und etwas Neues zu schaffen.

Abbildung 1: Betrachtungsschwerpunkte des ORBV – Geteilte und offene Ressourcen (Felder 4-9)

Das Design und das Management von Infosphären wird dabei zunehmend zum entscheidenden Macht- und Wettbewerbsfaktor: Nach unseren Analysen sind vor allem zwei Dimensionen wesentlich: Die Dimension Zugriff auf Ressourcen drückt aus, für wen eine Informationsquelle geöffnet ist; die Dimension Kontrolle über Ressourcen beschreibt, wer die Bedingungen für die Nutzung festlegt, also Dritten Zugriff gewähren oder entziehen kann. Maßgeblich für unternehmerischen Erfolg ist ein geeignetes Infosphären-Management derart, dass die Wertschöpfung möglichst groß wird und das Unternehmen davon profitiert. Diese Sichtweise motiviert ein neues Rollenverständnis etwa für den Chief Information Officer (CIO). Vom Seminar untersuchte Erfolgsbeispiele umfassen Facebook,
Apple und Google.

Tabelle 1: Zusätzliche Betrachtungsschwerpunkte im Informationsmanagement 2.0